Vorstandsposition zur Schulorganisation während der Schulschließungen aufgrund der Corona Pandemie

Sehr geehrte Damen und Herren,

der Kreiselternrat Hamburg-Mitte (KER 12) hat den Schulen, Eltern und Schulbehörde bewusst Zeit zur Einstellung und Anpassung der Aufgaben im Rahmen der Schulschließung aufgrund der SARS-Cov 2 Pandemie gegeben.

Nach nun mehr als acht Wochen mit Gesprächen und Austausch von Eindrücken der Eltern über Schulen und Lehrer zur Organisation und Unterstützung im Schulkreis des KER 12, sehen wir uns in der Lage eine Positionierung und Stellungnahme zu verfassen.

Unser Ziel als Kreiselternrat ist es das die Eltern und Schüler eine der Situation angemessene Unterstützung der Schulen, Lehrkräfte und Schulbehörde erhalten. Die derzeitige Situation soll nicht daran hindern, dass wir aus unseren Kindern lebensfähige Menschen am Ende des Schullebens werden, die in der Lage sind, lebensweltlich vernünftig zu handeln. Wir sind davon überzeugt das zu einer erfolgreichen Demokratie moralisch handelnde, aufgeklärte Individuen, mit anderen Worten: gebildete Menschen gehören.

Keine Einheitliche Betreuung / Fernschule ohne regelmäßigen Kontakt

Wir stellen fest, dass nicht nur in den verschiedenen Bundesländern, Städten und Kreisen die Betreuung der Schüler unterschiedlich gut bis gar nicht umgesetzt wird, sondern dass allein in unserem Schulkreis dieses schon innerhalb einer Schule verschieden betrieben wird. Jede Lehrkraft führt die „Fernschule“ ohne regelmäßigen oder gar keinen Kontakt durch. Es gibt also keine einheitliche Betreuung innerhalb einer Schule unabhängig von Jahrgang.

Dieses sollte aus unserer Sicht auf Kreisebene möglich sein, und noch mehr auf der einzelnen Schulebene.

Es gibt engagierte Lehrer, die täglich gemäß Kontaktsperre, via verschiedener Medien mit den Schülern in Kontakt stehen, andere senden nach Wochen Unterlagen per Post, erscheinen unangemeldet persönlich trotz Kontaktsperre bei den Familien, senden 60 seitige Unterlagen und Schulaufgaben per Email und anderer Medien, welche die Schüler/Eltern ausdrucken und eingescannt zurücksenden sollen. Die Druckerkosten sind mittlerweile für diese Eltern messbar und ohne jegliche Entschädigung. Andere haben sich bis zum heutigen Tage nicht bei den Eltern oder Schülern gemeldet und sind auch seither nicht von der Schulleitung zu erreichen. Auch die Materialien sind von unterschiedlicher Qualität und teilweise nicht zusammenhängend, sowie ohne Erläuterungen für die Schüler oder lehrenden Eltern.

Unter solchen Umständen ist es schwierig im Rahmen der weiteren hinzukommenden Faktoren durch die Pandemie, seitens der Eltern Verständnis für eine derartige Organisation nach nun acht Wochen zu haben.

Situation der Eltern seit 13.03.2020

Als am Freitagnachmittag den 13.03.2020 kurz vor Beginn der Schule nach zwei Wochen Ferien (16.03.2020) alle Kitas und Schulen in Deutschland geschlossen waren und Großeltern nicht zur Kindesbetreuung infrage kamen, mussten berufstätige Eltern innerhalb kurzer Zeit eine Lösung finden: Im Homeoffice Kinder nebenbei betreuen, Überstunden und Urlaubstage abbauen oder ihre Kinder, sofern Ihre Berufstätigkeit es erlaubte, in eine Notbetreuung geben.

Leider gibt es auch viele Fälle, die nicht vom Homeoffice arbeiten können.

Besonders alleinerziehende, die berufstätig sind, tragen hier eine besondere Last. Aber auch Sozialschwache, bildungsferne Familien und Familien deren Muttersprache nicht Deutsch ist, haben hier nun einen besonderen Nachteil.

Der Kreiselternrat sieht hier bereits die Entstehung einer weitauseinander klaffenden Bildungsschere, sobald die Schulen in einigen Monaten oder nächstes Jahr Ihren normalen Regelbetrieb wieder aufnehmen können.

Ohne genaue Zeitplanung und Struktur ist es schwierig, die Motivation der Schüler je nach Altersstufe aufrechtzuerhalten, wie uns Eltern berichteten. Es ist wichtig für Eltern und Schüler auch in einer solchen Zeit eine Planbarkeit zu haben, und nicht kurzfristig vor neuen Tatsachen gesetzt zu werden. Dieses gilt für die Schulen, wie auch den politischen Entscheidern.

Derzeit übernehmen und leisten die Eltern die Aufgaben der Lehrer aller Jahrgangs- und Schulstufen. Dieses scheint auch keine Bedenken seitens der verantwortlichen in den Schulen zu geben, im Gegensatz zu vorherigen Wahrnehmungen und Eindruck der Wertschätzung seitens der Lehrkräfte gegenüber Eltern, dass nur Lehrer mit Pädagogik und Didaktik dazu in der Lage seien.

Viele Eltern berichteten uns, dass Sie bei Einsicht der Lehrstände Ihrer Kinder, erhebliche Rückstände zum Sollstand gemäß der vorgelegten Unterrichtsmaterialen (Arbeitshefte, Bücher etc.) feststellten. Diese Eltern beheben zusätzlich die Bildungslücken, welche bis dato von den zuständigen Lehrkräften nicht angegangen wurden.

Bildung kostet Zeit und Geld. Gute Bildung noch mehr.

Im Gegensatz zu ausgewählten Bevölkerungskreisen bekommen Eltern eine finanzielle Förderung, nur wenn ihnen keine andere Möglichkeit bleibt, als nicht zu arbeiten, dann haben Eltern einen Anspruch auf Entschädigung. Der Sozialverband VdK fordert hier, diese Entschädigungsansprüche auszuweiten: “Wenn die meisten Kinder und Jugendlichen nicht wieder in die Kita oder in die Schule gehen können, hier fragen wir uns, wo der Rettungsschirm für die Eltern bleibt.

Die Eltern müssen neben ihren Beruflichen-, häuslichen Aufgaben und Kindererziehung nun auch noch die schulischen Aufgaben voll übernehmen, dieses teilweise ohne jegliche Unterstützung. Hinzukommen, wie bereits erwähnt, Anschaffungen wie Drucker, vermehrte Verbrauch von Druckerpatronen oder sogar technische Geräte, sofern dieses finanziell machbar und nötig ist.

Hier wäre eine finanzielle Anerkennung der Leistung mehr als angebracht, da durch die sofortige und derzeit anhaltende Bereitschaft der Eltern, nicht nur der Schulbehörde, sondern ganz Hamburg geholfen wird. Eltern tragen derzeit die größte einzelne Belastung während dieser Krise. Viele Eltern haben das Gefühl das sie alle Last ohne Anerkennung und Unterstützung von Seiten der Politik und den Schulen aufgetragen bekommen.

Warme Worte sind bei all den Unterstützungen für Firmen und andere Bereiche leerer Wortschwall. Wir spüren in den Gesprächen, dass sich mehr und mehr Verärgerung hierüber bei den Eltern breit macht.

Es ist hier vielleicht auch im Sinne der Wirtschaftsförderung darüber nachzudenken, wenn man den Eltern nicht die Bezüge für Ihre Tätigkeit nach Schulform und Jahrgang eines Lehrers auszahlen möchte. Hier zumindest eine angemessene Summe für die Leistung die Kinder zu erziehen, zu kleiden, ernähren, mit ihnen zu spielen und sie zu schulen und fördern, so dass diese zu fähigen zukünftigen Steuerzahlern werden.

Diese könnte auch in Form von Gutscheinen pro gemeldetes Familienmitglied zum Einkaufen sein, von diesen würden die Geschäfte profitieren und wäre sogleich eine Förderung für die Wirtschaft in Hamburg.

Selbstverständlich sollte dieses unkompliziert im Erhalt und in der Einlösung sein. Gutscheine könnten dazu führen, dass jeder der einen Erhält diese dann auch einlöst, anstatt das bei Auszahlung diese Beträge bei einigen auf den Konten verbleiben und nicht wieder den Wirtschaftskreislauf zugeführt würden.

Digitalisierung in den Schulen

Es ist auch zu prüfen, wie während der derzeitigen Krise, und auch danach in die Digitalisierung der Schulen investiert wird. Der Kreiselternrat würde hierzu gerne von der Schulbehörde in Erfahrung bringen, wo und in welcher Form investiert wurde. Wieviel Geld wurde von dem vom Bund zur Verfügung gestellten Fonds bereits in unseren Kreis abgerufen.

Wieweit sind Lehrkräfte zur Anwendung dieser geschult? Haben alle Lehrkräfte Zugang zu schuleigenen Rechnern?

Versetzung, Verbesserungsnachweise, Abschlussklassen

Es ist auch für die Abschlussklassen und auch die Weiterversetzung von Schülern zu prüfen, ob es nicht die Fairness gebietet auch eine Möglichkeit der Verbesserung nachweisen zu dürfen.

Rückkehr zum Normalbetrieb

Eine Rückkehr zum Normalbetrieb ist sicherlich wünschenswert, hier ist es aber aus Sicht des Kreiselternrates der falsche Ansatz zu glauben ein paar Tage Schule oder eine Woche für jeden Schüler vor den Sommerferien in Stufen, würde hier rational hilfreich sein, und sich dann in die Sommerferien zu verabschieden.

Wir sehen eine solche Aktion als „Feigenblatt“ und „Aktionismus“ nach nun acht Wochen an.

Ein positives Zeichen, auch in Anbetracht der erwähnten „klaffenden Bildungsschere“ wäre ein Verzicht auf Ferien der Richtige Ansatz.

Es sollte hier auch berücksichtigt werden, dass Kitas und alle Schulformen, besonders hier Grundschulen zeitgleich Ihren Betrieb vollständig aufnehmen. Dieses würde die meisten Familien mit jüngeren Kindern entlasten.

Der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte befürworte aus diesem Grund eine Rückkehr aller Kinder in Schulen und Kitas unter Einhaltung von Hygieneregeln. Erkrankungen, die gut eingestellt seien, stellten aus der Sicht des Verbands kein zusätzliches Risiko für eine Coronavirus-Infektion dar – das gelte auch für Atemwegserkrankungen wie Asthma.

Die Schulbehörde Hamburg hat hierzu bereits einen Hygieneplan und Anweisung für die Schulen erstellt, und man könnte stillgelegte oder in Planung zur Schließung befindliche Schulen in Hamburg hierzu wiederbeleben. Die Ressourcen im unseren Schulkreis wären hier vorhanden. So könnten alle Schüler wieder zur Schule gehen.

Es ist auch hier zu überlegen, bei einer diskutierten Maskenpflicht der Schüler, jedem Schüler seitens der Schulbehörde eine solche Maske jeden Tag zu stellen. Es kann aus unserer Sicht nicht sein, dass dieses gefordert wird, und auch hier wieder die Verantwortung und Last auf die Eltern abgeschoben wird.

Ob dieses in Kindergärten und Grundschulen aufgrund eingeschränkter Gestik Wahrnehmung eine sinnvolle Anwendung ist, sollte nochmals geprüft werden.

Die zur Risikogruppe gehörenden Lehrkräfte sollten besonders geschützt werden, und den Unterricht per technischen Medien führen, unterstützt von Hilfen, die nicht zur Risikogruppe gehören, die sich im Klassenraum mit den Schülern befinden.

Kreativität und Einfallsreichtum ist in einer schwierigen Situation und im Leben wichtig. Die Eltern haben dieses zusammen mit den Schülern, schnell für sich mit und viele ohne Hilfe der voll bezahlten Lehrkräfte bewiesen und umgesetzt.

Nun erwarten wir als Vertreter der Eltern des Schulkreises, das gleiche von den Schulen und Lehrkräften.

Der Virus hat sein Verhalten in den letzten Wochen nicht geändert, aber die Menschen haben es.

Mit freundlichen Grüßen                                                           

Peter Hawranke                      Miralem Cehic

1. Vorsitzender                                   2. Vorsitzender

Britta Rud                                   Tanja Püttjer-Brandes

Schriftführerin                                   Kassenwärtin